Sonntag, 13. Februar 2011

Was Frauen wollen....

Heute habe ich zufällig ein Exemplar der "Welt am Sonntag" in der Hand. Das Titelthema: "Wir wollen alles". Es geht um eine Gesprächsrunde mit sechs Frauen, die uns allen erzählen, was Frauen wirklich wollen.

Zunächst überblättere ich den Artikel und schaue mir an, wer die Frauen denn eigentlich sind. Es handelt sich rundweg nur um Akademikerinnen - von einer mit fünf Kindern und nicht in Job bis hin zu den "tollen Karrierefrauen", die Kinder haben und alles super organisiert bekommen bis hin zu den reinen Karrierefrauen. Hmm.... Ich lese lieber erst, bevor ich Einseitigkeit annehme. Aber es wird nicht wirklich besser: Über drei große Seiten hinweg lese ich, wie schwer es Frauen im allgemeinen haben und diese im Besonderen. Entweder weil man Kinder hat und einem - vor allem von Männern - das Leben schwer gemacht wird oder weil man eben keine Kinder hat - daran hat neben den Männern aber auch das System insgesamt Schuld. Irgendwie sind alle Opfer. Der Umstände, der fehlenden Rahmenbedingungen, der Gesellschaft. Aber irgendwie sind sie auch alle unheimlich tough, weil sie es ja geschafft haben.

Und immer wieder geht es um die Frage, ob sie ihre Träume verwirklichen konnten. Die meisten sagen, sie seien zufrieden, man beschwere sich nicht, man habe es nicht anders gewollt. ABER, trotzdem machen Männerklüngel, Männer ohne Verantwortung gegenüber Haushalt und Kindern, nicht vorhandene Männer - und ja, die Gesellschaft es ihnen wieder unsagbar schwer.

Ich habe gerade den Vormittag in einer Sporthalle beim Fußballturnier meines Sohnes verbracht. Rückblickend frage ich mich, ob die Frauen dort eine ähnliche Diskussion führen würden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tun würden. Erst einmal finden sich dort kaum Akademikerinnen. Sie machen auch nur ca. 20 % der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter aus. Dort sind ungelernte bis qualifizierte Personen zu finden. In den Gesprächen , in denen es um die Berufstätigkeit ging, war auch kaum die Frage des "erfüllt seins" und des "Träumelebens" akut. Häufig ging es um die Frage, wie man das Haushaltseinkommen so halten kann, dass der Alltag finanziell bestritten werden kann Auch wird immer mehr Frauen deutlich, dass sie kaum eine Wahl haben: Dass die Rente alles andere als sicher ist, glaubt kaum noch einer.  Geändertes Unterhaltsrecht und die Erwartung immer weiter sinkender Renten bringen deutlich existenziellere Themen auf den Tisch: Es geht nicht mehr um Selbstverwirklichung, sondern schlicht um die alltägliche Lebensgrundlage. Kaum höre ich dagegen etwas davon, wie schwer das Leben doch für sie alle ist. Welche Steine man ihnen permanent in den Weg legt.

Ich glaube nicht, dass dieser Artikel das wiedergibt, was Frauen wirklich wollen. Ich glaube, es handelt sich um eine Luxusdiskussion, in der sich unsere geistige Elite ergeht, uns sich auch gern leid tut.

Besonders schön fand ich dann das Ende, in dem es wirklich darum ging ,was diese Frauen wollen. Frau Nr. 1: "Ich mag eben nicht diese weichgespülten Männer, eher die kernigen, bösen, ungezogenen." Frau Nr. 2:"Klar, die einen richtig schön unglücklich machen.".

Ja, was denn nun?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen