Sonntag, 20. November 2011

Menschen als Bankensicherheit

In meiner täglichen Arbeit beschäftige ich mich mit Unternehmenskultur und dessen positiver Wirkung für die Unternehmen. Wir gehen von folgendem aus: Je besser die Arbeitsbedingungen, desto motivierter, effizienter, innovativer und leistungsstärker sind die Mitarbeiter. Sie wechseln weniger häufig den Arbeitgeber und sind auch weniger krank. Am besten erreicht man diese positiven Wirkungen, wenn die Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber dabei unterstützt werden, ihren privaten und beruflichen Anforderungen - soweit wie möglich- in Einklang bringen zu können.

Bestätigt wird dies durch die Erkenntnis, dass Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter deutlich wichtiger sind als monetäre Anreize. Dies sagt auch eine Studie von Mercer, die diese Frage gleich global gestellt haben.  Dabei zeigt sich, dass Mitarbeiter in aller Welt als wichtigste Gegenleistung für Ihre Arbeit Respekt fordern. Gleich danach kommt eine gute Work-Life-Balance. Erst auf Platz 5 kommen als erstes finanzielle Leistungen.

Prima, da fühle ich mich doch gleich in meinen täglichen Bemühungen bestätigt.

Dann allerdings lese ich eine weitere Studie von Mercer:"Messung und Management von Humankapital - Worauf es Managern ankommt". Diese Studie ist bereits von 2010 und anscheinend nicht im Netz verfügbar, ich konnte sie leider in voller Länge nicht finden. Aber auch hierzu gab es Pressemeldungen ("Nur was gemessen wird, kann nachhaltig gemanagt werden" und "Humankapital: RoI ist weitgehend unbekannt").

In diesem Fall hat man Manager (und Führungskräfte) gefragt, ob es wichtig ist, das Humankaptial zu messen.

Der Hintergrund der - zeitlich früher durchgeführten - Studie ist ja durchaus gut gemeint: Die "Ressource" Mensch verschlingt im Schnitt 1/3 des Umsatzes - an Vergütung sowie Entwicklung. Nun möchte man messen, dass der Arbeitgeber auch etwas davon hat: einen Return on Investment.  Das wiederum scheint den Managern nicht wirklich klar zu sein. DAS muss ihnen erst einmal jemand beweisen. Deswegen: lasst mal messen. Wie genau, darüber kann man sich nicht wirklich einig werden. Ob Saarbrücker Formel oder HPI (Humankapitalindex) - so richtig zufrieden ist keiner damit. Ich durfte mir neulich von einem Personaler mal so eine Rechnung zeigen lassen. Blöd nur, wenn dann der Faktor "Mensch" wieder dazu kommt und die noch so schöne Rechnung nicht mehr aufgeht. Aber trotzdem: Erstmal messen! Und dann managen!



Ich kann nicht umhin festzustellen, dass ich es (vorsichtig ausgedrückt) bizarr finde, die eigenen Mitarbeiter als Kaptial zur Sicherung von Krediten heranzuziehen (ok, macht noch keiner, aber es wird dran gedacht).  Vielleicht lohnt sich hier der Blick auf kleine Unternehmen: Wenn ein Malermeister nur einen Gesellen hat und der fällt aus, weiß er, dass es nicht gut für ihn ist. Wenn er diesem Ausfall durch gesundheitserhaltende Maßnahmen begegnen kann oder eine hohe Bindung schafft, so dass sein Geselle nirgendwo anders arbeiten will, dann haben sich die Investitionen gelohnt - weil er seinem Mitarbeiter zeigt, dass er ihm etwas wert ist. Und er arbeitet hoch motiviert weiter, alle Aufträge werden geschafft, und es kommen noch mehr Aufträge, weil die Arbeit so gut war. Hat sich also gelohnt! Da ist er, der Return on Investment!

Und warum? DIE Antwort haben wir doch schon weiter oben gelesen: Weil er bekommt, was er sich am meisten von seinem Arbeitgeber wünscht: RESPEKT!

Montag, 17. Oktober 2011

Über Quote, Rinder und Gesundheit

Ich klicke mich heute durch die Nachrichten und sehe einerseits den Streit um Quoten auf höchster Ebene sowie die Frage, ob Mütter ihre Rolle nicht überstrapazieren. Dabei kann ich nicht umhin mich zu fragen, ob dies in irgendeiner Weise die tatsächlichen Probleme zu lösen hilft. Die Gleichsetzung von Frauen mit "Rindern" wie in der ach so progressiven taz geschehen, lässt mich daran zu zweifeln, dass diese Debatte im Sinne der Kinder, Eltern und pflegenden Personen geführt wird. Etwas mehr Sachlichkeit, so meine ich, wäre hier angebracht.

Am 10./11.2011 fand in Berlin das Netzwerktreffen zu dem Qualifizierungsbereich "work-life-competence" der Bertelsmann Stiftung statt. Eingeladen waren alle Teilnehmer, die bisher an den Qualifizierungen teilgenommen haben und auch daran interessiert sind.

Kern der Qualifizierungen ist es, Unternehmen zu befähigen, die Schnittstelle von Beruf und Privatleben unter Beachtung der Lebensverlaufsperspektive der Mitarbeiter zu bearbeiten. Dies gelingt zum einen über direkte Ausbildung von Unternehmensvertretern, zum anderen aber auch über das wirtschaftsnahe Umfeld, das die Unternehmen dabei unterstützt.

Bisher war das zentrale Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", womit allgemein die Berufstätigkeit von Eltern mit allen Herausforderungen gemeint ist. Inzwischen ist auch die Pflege von Angehörigen immer mehr in den Fokus gerückt - die Herausforderungen in diesem Bereich machen dies auch notwendig.

Daneben etabliert sich aber immer mehr die Frage, ob die Arbeitnehmer auch gesundheitlich in der Lage sind, die Anforderungen bewältigen zu können. Schon lange wird von verschiedenen Seiten (vor allem Krankenkassen und Berufsgenossenschaften sind hier sehr aktiv) das betriebliche Gesundheitsmanagement bearbeitet. Allerdings mit unterschiedlicher "Tiefenwirkung": Der Zuschnitt des rückenfreundlichen Arbeitsplatzes oder die Unterstützung von Sportprogrammen sind häufig auf der Agenda - zumindest von größeren - Unternehmen zu finden. Nicht wirklich neu - aber neu in den Blick geraten - ist nun auch der Themenbereich der Resilienz. Statt sich wie bisher auf das Krankheitsbild (psychische Krankheitsbilder all ihren Symptomen bis hin zum Burn Out) zu fokussieren, geht es bei der Resilienz darum, die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich zu erholen und gesund zu bleiben (oder werden) zu stärken. Also zum Beispiel: Wie bewähre ich mich im Beruf, habe drei Kinder, engagiere mich in der Elternvertretung und pflege Vati, ohne darüber meine Gesundheit einzubüßen. Klingt kaum machbar - und ist es für Viele auch nicht. Daher höchste Zeit, dies in den Blick zu nehmen.

 Sylvia Kéré Wellensiek,  Coach und Therapeutin und Autorin einen Vortrag zur Resilienz. Im Anschluss konnten die Teilnehmer in Workshops die gewonnenen Erkenntnisse besprechen - mit dem Ziel, dass die Bertelsmann Stiftung zukünftig auch dieses Thema bei work-life-competence mitarbeitet.

Deutlich wurde, dass man sich bisher unzureichend mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Als großes Problem wurde wahrgenommen, dass in den seltensten Fällen ein Klima in Unternehmen vorhanden ist, in dem man offen mit einer Stresserkrankung zum Arbeitgeber gehen und um Unterstützung bitten kann - auch wenn gern anderes postuliert wird.

Hier wird also noch viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit zu leisten sein.

Samstag, 24. September 2011

Pflegeproblematik geht über Einzelzimmer-Debatte hinaus

Ein Schwerpunktthema der heutigen "Neuen Westfälischen" beschäftigt sich mit dem Thema Pflegeeinrichtungen: "Hunderte Pflegeheime kämpfen um ihres Existenz" titelt das Blatt. Es geht um den hohen Investitionsbedarf von Pflegeheimen. Diese müssen aufgrund einer in NRW neu erlassenen Durchführungsverordnung ab 2018 einen Einzelzimmeranteil von mindestens 80 % zur Verfügung stellen. Viele Einrichtungen kämen mit dem Investitionsbedarf an ihre Grenzen, die Studie prognostiziere das Aus für jede siebte Einrichtung. Außerdem mangele es an Fachpersonal, der Beruf müsse attraktiver dargestellt werden, die Arbeitsbedingungen seien verbesserungswürdig und mehr Gehalt für diese Tätigkeit sei angemessen.

Auf Seite 2 der Zeitung findet sich denn auch gleich ein Kommentar dazu: Diese rein betriebswirtschaftliche Sicht sei nicht passend. Sie resultiere aus einer "interessengesteuerten Grundhaltung". Auch wenn die Situation richtig dargestellt sei, gehe dies am Bedarf vorbei. Immer mehr Menschen wollten so lange wie möglich zu Hause wohnen. Dies erfordere einen massiven Ausbau ambulanter Pflege und nicht einen Ausbau der Pflegeheime - eine "Investition in Beton".

Ich lese diese Artikel und denke: An der in dem Leitartikel dargestellten Situation besteht kein Zweifel. Auch die Sichtweise des Kommentares ist nicht von der Hand zu weisen. ABER: Beides deckt doch nicht die Situation in Gänze ab.

Insbesondere mit dem allgemeinen Verständnis von Pflege und den tatsächlichen Anteilen in den verschiedenen Altersgruppen (im Jahr 2007) setzt sich der "Sechster Bericht zur Lage der Älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland - Altersbilder in der Gesellschaft" von 2011 des BMFSFJ auseinander. Es zeigt sich: Der Begriff ist nicht eindeutig zugeordnet, er wird erst einmal neu definiert. Damit einher gehen natürlich auch die entsprechenden Erkenntnisse: Pflege ist nicht gleich Pflege. Für den einen ist es schon das regelmäßige Helfen bei Besorgungen und Arztbesuchen, der andere meint intensive und bereits medizinische Kenntnisse erforderliche Betreuung.

Des Weiteren zeigt sich, dass dieses Spektrum mit "einem Pool an Maßnahmen" begegnet werden kann - und muss. Also geht es nicht nur um ambulante und stationäre Pflege, sondern auch um soziale Netzwerke und sonstige Hilfsmöglichkeiten zur Unterstützung.

Wichtig finde ich hier zum einen auch die Sichtweise der Empfänger der Pflege- oder Unterstützungsleistung. Oftmals fällt es schwer, sich einzugestehen, dass man diese Hilfe braucht. Und nicht nur, weil man sich gern überschätzt, sondern weil das annehmen von Hilfe nicht für jeden leicht ist - erst Recht nicht, wenn dabei der Eingriff in die Intimsphäre unausweichlich ist. Dies braucht Verständnis und einen geschulten Umgang- also wirklich fachliche Unterstützung.

Diese Sichtweise ist auch zu berücksichtigen - vor allem deren Anforderungen an die entsprechende Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Bezahlungen.

Und dies sind nur die offensichtlich Betroffenen. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Auswirkungen auf das Umfeld der zu pflegenden Personen, von denen ich die betreuenden Angehörigen sowie beispielsweise deren Arbeitgeber (starke private Belastung versus volle Arbeitsleistung?) zu nennen.

Meines Erachtens zeigt dies, dass man sich hier nicht nur mit Einzelaspekten befassen darf. Das Thema Pflege muss als Gesamtkonzept gedacht und bearbeitet werden - schlecht wäre es, hier eine Lösung auf Kosten einer anderen auszuspielen als "einzig richtig" hervorzuheben.

Dienstag, 9. August 2011

Endlich ruhiger Urlaub?

Gerade surfe ich ein wenig durch die Nachrichtenseiten und stoße dabei auf n-tv auf den Artikel über Kinder-Kreisch-freie-Hotels. Und ich möchte sagen: Das ist endlich mal ein toller Artikel. Danke an die Verfasser und an die Reiseindustrie, die für diese wunderbaren Zustände gesorgt hat!

Selten wird mit so wenigen Worten derart komprimiert der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten und deutlich gemacht, warum in den vergangenen Jahrtausenden ganze Kulturen untergehen konnten.
Der Artikel ist so toll, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Ok, das Nächstliegendste: Urlaube mit Kinderverboten. Darüber kann ich mich schon gar nicht mehr so aufregen. Von den Straßen verschwindet der Lärm durch Kinder – dem Demographischen Wandel sei Dank –ja schon. Da bereits Klagen gegen den Bau benachbarter Kindergärten Usus sind, da ist doch klar, dass der Deutsche erst Recht im wohlverdienten Urlaub keinen Krach und Ärger mehr haben will. Ohne Kinder ist Entspannung pur auch garantiert. Na ja, es sei denn, man hat sein Zimmer über der Disco, oder nebenan ein frisch verliebtes Paar, oder das nette Rentnerpaar am Nachbartisch hat die Hörgeräte im Zimmer vergessen oder ein paar Freundinnen/Kumpels sind zusammen im Urlaub – noch besser: Kegelklubs – ach nein! Hatte ich vergessen. Die kinderfreien Hotels sind ja eher exklusiv, so Karibik, schönes Ambiente. Also eh zu teuer für Familien und garantiert auch für solche Kegelklubs. Dort hat man dann wohl eher die nervigen Telefonate von wichtigen Geschäftsleuten, die ja sowieso nie richtig Urlaub machen können, weil ohne sie alles zusammenbricht.

Überhaupt ist es auch ganz wichtig, dass man sich seinen Urlaub nicht durch dieses Unterklassenniveau verdirbt. Niemals kann ein Rausch aus Champagner und erlesenem Vino so ordinär sein wie mit Bier und Sangria. Das möchte man dann auch einfach nicht sehen – oder hören. Wenn man dann auf Mauritius am Strand dem Sonnenuntergang entgegen schlendert, dann sind es ja nicht nur Kinder, die einem womöglich einen Ball in diese romantische Stimmung schießen. Kichernde Friseurinnen oder grölende Automechaniker – und das wäre die Potenzierung der Un-Entspanntheit – womöglich noch mit ihren Blagen, nein danke!

Und wenn ich so darüber nachdenke, so ein Rolator kann im Sand auch wirklich üble Knirschgeräusche machen. Und wenn dann so ein altes Mütterchen noch um Hilfe ruft, weil es stecken geblieben ist – das klingt nicht schön. Davon möchte man nicht gestört werden im Urlaub. Wenn die alle ihre Medikamente am Frühstückstisch ausbreiten und sich über Krankheiten unterhalten, das will man nicht. Die sehen dann ja auch wirklich alt aus, kein wirklich schöner Anblick – das erinnert einen dann auch an die eigene Vergänglichkeit – wer soll sich denn da erholen? Also, wenn wir schon dabei sind, dann sollten wir auch rentnerfreie Hotels buchen können.

Und da sind wir dann auch schon, bei der Kernfrage: Herrgott, wie ERHOLT man sich denn eigentlich heutzutage? Wenn man diesem Artikel Glauben schenken darf, dann sehe ich dieses Szenario: es ist ruhig, sozusagen totenstill. Ok, ein paar Vögel dürfen ihr übliches Gezwitscher von sich geben, ein paar Jazzklänge am Klavier beim Diner – sonst höchstens geflüstertes Gemurmel. Sonnenuntergänge, Tische für 2 Personen am Strand gedeckt. Jeder Wunsch wird von einem unsichtbaren Bediensteten sofort erfüllt, kaum, dass man es ausspricht. Romantische Stimmung überall, nur nette, gepflegte Leute um ein herum, von denen man nur etwas sieht, wenn mal das Ego eine Streicheleinheit braucht und man sie als Publikum für die Selbstdarstellung braucht. Beste (deutsche) Speisen und Getränke. Viel Schlaf, Ruhe und Frieden. Oh, ruhiger, paradiesischer Urlaubsort….

Lasst mich überlegen, wo gibt es diesen Ort….Moment – den gibt es gar nicht! Überraschung, das hat nämlich mit der realen Welt nichts zu tun! In der richtigen Welt gibt es Leute, die uns nicht gefallen. Da gibt es auch mal Kinder, Krach, alte Leute, Proleten, ja, sogar Unglück, Armut und Tod. Wer sich nur dann entspannen und erholen kann, wenn er dies alles komplett ausblendet und nicht davon berührt wird, muss echt abgestumpft sein. Ich werde es mein Lebtag nicht verstehen, wie man in dem geschützten Resort an seinem Cocktail schlürfen kann, wenn man auf dem Weg vom Flugplatz durch Blechhütten gefahren ist und alles nach Armut schreit. Wie paradiesisch ist das für diese Leute? Und da hilft mir dieses blöde Argument kein bisschen, dass die armen Menschen NOCH ärmer wären, wenn es dieses Resort nicht gäbe. Denn wenn wir schon von rentnerfreien Hotels sprechen, dann finde ich, könnte man auch die armen Menschen von den Inseln schaffen, das belästigt die total gestressten Urlauber ja auch nur. Und so eine einheimische Kultur ist ja auch manchmal eher störend.

Das ist es also, was wir anscheinend wollen: kinderfrei, rentnerfrei, armenfrei, problemfrei……schmerzfrei!

Sonntag, 13. Februar 2011

Was Frauen wollen....

Heute habe ich zufällig ein Exemplar der "Welt am Sonntag" in der Hand. Das Titelthema: "Wir wollen alles". Es geht um eine Gesprächsrunde mit sechs Frauen, die uns allen erzählen, was Frauen wirklich wollen.

Zunächst überblättere ich den Artikel und schaue mir an, wer die Frauen denn eigentlich sind. Es handelt sich rundweg nur um Akademikerinnen - von einer mit fünf Kindern und nicht in Job bis hin zu den "tollen Karrierefrauen", die Kinder haben und alles super organisiert bekommen bis hin zu den reinen Karrierefrauen. Hmm.... Ich lese lieber erst, bevor ich Einseitigkeit annehme. Aber es wird nicht wirklich besser: Über drei große Seiten hinweg lese ich, wie schwer es Frauen im allgemeinen haben und diese im Besonderen. Entweder weil man Kinder hat und einem - vor allem von Männern - das Leben schwer gemacht wird oder weil man eben keine Kinder hat - daran hat neben den Männern aber auch das System insgesamt Schuld. Irgendwie sind alle Opfer. Der Umstände, der fehlenden Rahmenbedingungen, der Gesellschaft. Aber irgendwie sind sie auch alle unheimlich tough, weil sie es ja geschafft haben.

Und immer wieder geht es um die Frage, ob sie ihre Träume verwirklichen konnten. Die meisten sagen, sie seien zufrieden, man beschwere sich nicht, man habe es nicht anders gewollt. ABER, trotzdem machen Männerklüngel, Männer ohne Verantwortung gegenüber Haushalt und Kindern, nicht vorhandene Männer - und ja, die Gesellschaft es ihnen wieder unsagbar schwer.

Ich habe gerade den Vormittag in einer Sporthalle beim Fußballturnier meines Sohnes verbracht. Rückblickend frage ich mich, ob die Frauen dort eine ähnliche Diskussion führen würden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tun würden. Erst einmal finden sich dort kaum Akademikerinnen. Sie machen auch nur ca. 20 % der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter aus. Dort sind ungelernte bis qualifizierte Personen zu finden. In den Gesprächen , in denen es um die Berufstätigkeit ging, war auch kaum die Frage des "erfüllt seins" und des "Träumelebens" akut. Häufig ging es um die Frage, wie man das Haushaltseinkommen so halten kann, dass der Alltag finanziell bestritten werden kann Auch wird immer mehr Frauen deutlich, dass sie kaum eine Wahl haben: Dass die Rente alles andere als sicher ist, glaubt kaum noch einer.  Geändertes Unterhaltsrecht und die Erwartung immer weiter sinkender Renten bringen deutlich existenziellere Themen auf den Tisch: Es geht nicht mehr um Selbstverwirklichung, sondern schlicht um die alltägliche Lebensgrundlage. Kaum höre ich dagegen etwas davon, wie schwer das Leben doch für sie alle ist. Welche Steine man ihnen permanent in den Weg legt.

Ich glaube nicht, dass dieser Artikel das wiedergibt, was Frauen wirklich wollen. Ich glaube, es handelt sich um eine Luxusdiskussion, in der sich unsere geistige Elite ergeht, uns sich auch gern leid tut.

Besonders schön fand ich dann das Ende, in dem es wirklich darum ging ,was diese Frauen wollen. Frau Nr. 1: "Ich mag eben nicht diese weichgespülten Männer, eher die kernigen, bösen, ungezogenen." Frau Nr. 2:"Klar, die einen richtig schön unglücklich machen.".

Ja, was denn nun?