Montag, 17. Oktober 2011

Über Quote, Rinder und Gesundheit

Ich klicke mich heute durch die Nachrichten und sehe einerseits den Streit um Quoten auf höchster Ebene sowie die Frage, ob Mütter ihre Rolle nicht überstrapazieren. Dabei kann ich nicht umhin mich zu fragen, ob dies in irgendeiner Weise die tatsächlichen Probleme zu lösen hilft. Die Gleichsetzung von Frauen mit "Rindern" wie in der ach so progressiven taz geschehen, lässt mich daran zu zweifeln, dass diese Debatte im Sinne der Kinder, Eltern und pflegenden Personen geführt wird. Etwas mehr Sachlichkeit, so meine ich, wäre hier angebracht.

Am 10./11.2011 fand in Berlin das Netzwerktreffen zu dem Qualifizierungsbereich "work-life-competence" der Bertelsmann Stiftung statt. Eingeladen waren alle Teilnehmer, die bisher an den Qualifizierungen teilgenommen haben und auch daran interessiert sind.

Kern der Qualifizierungen ist es, Unternehmen zu befähigen, die Schnittstelle von Beruf und Privatleben unter Beachtung der Lebensverlaufsperspektive der Mitarbeiter zu bearbeiten. Dies gelingt zum einen über direkte Ausbildung von Unternehmensvertretern, zum anderen aber auch über das wirtschaftsnahe Umfeld, das die Unternehmen dabei unterstützt.

Bisher war das zentrale Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", womit allgemein die Berufstätigkeit von Eltern mit allen Herausforderungen gemeint ist. Inzwischen ist auch die Pflege von Angehörigen immer mehr in den Fokus gerückt - die Herausforderungen in diesem Bereich machen dies auch notwendig.

Daneben etabliert sich aber immer mehr die Frage, ob die Arbeitnehmer auch gesundheitlich in der Lage sind, die Anforderungen bewältigen zu können. Schon lange wird von verschiedenen Seiten (vor allem Krankenkassen und Berufsgenossenschaften sind hier sehr aktiv) das betriebliche Gesundheitsmanagement bearbeitet. Allerdings mit unterschiedlicher "Tiefenwirkung": Der Zuschnitt des rückenfreundlichen Arbeitsplatzes oder die Unterstützung von Sportprogrammen sind häufig auf der Agenda - zumindest von größeren - Unternehmen zu finden. Nicht wirklich neu - aber neu in den Blick geraten - ist nun auch der Themenbereich der Resilienz. Statt sich wie bisher auf das Krankheitsbild (psychische Krankheitsbilder all ihren Symptomen bis hin zum Burn Out) zu fokussieren, geht es bei der Resilienz darum, die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich zu erholen und gesund zu bleiben (oder werden) zu stärken. Also zum Beispiel: Wie bewähre ich mich im Beruf, habe drei Kinder, engagiere mich in der Elternvertretung und pflege Vati, ohne darüber meine Gesundheit einzubüßen. Klingt kaum machbar - und ist es für Viele auch nicht. Daher höchste Zeit, dies in den Blick zu nehmen.

 Sylvia Kéré Wellensiek,  Coach und Therapeutin und Autorin einen Vortrag zur Resilienz. Im Anschluss konnten die Teilnehmer in Workshops die gewonnenen Erkenntnisse besprechen - mit dem Ziel, dass die Bertelsmann Stiftung zukünftig auch dieses Thema bei work-life-competence mitarbeitet.

Deutlich wurde, dass man sich bisher unzureichend mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Als großes Problem wurde wahrgenommen, dass in den seltensten Fällen ein Klima in Unternehmen vorhanden ist, in dem man offen mit einer Stresserkrankung zum Arbeitgeber gehen und um Unterstützung bitten kann - auch wenn gern anderes postuliert wird.

Hier wird also noch viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit zu leisten sein.

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